Mögliche Komplikationen
Natürlich kann es auch bei Stomaanlagen zu Komplikationen kommen. Beobachten Sie Ihren Körper gut, damit Sie rechtzeitig reagieren können. Keiner kennt Ihre Stomaanlage besser als Sie selbst. Je früher Sie Veränderungen erkennen, desto besser können Sie Probleme vermeiden und Fachpersonen zur Beurteilung oder Behandlung hinzu ziehen. Verengungen oder Verschiebungen können Hinweise auf ernste Komplikationen sein.
Es gibt Früh- und Spätkomplikationen. Die wichtigsten Komplikationen sind in der Folge aufgelistet .
Frühkomplikationen:
- Stomaödem
- Retraktion
- Dehiszenz
- Nekrose
- Parastomaler Abszess
- Hautprobleme
Spätkomplikationen:
- Pseudoepitheliale Hyperplasie
- Hernie
- Prolaps
- Stenose
- Polypen
- Druckulkus
Ödem
Beim Ödem handelt es sich um eine glasige blasenförmige und pralle Schwellung der Schleimhaut im Stomabereich. Dieses Phänomen tritt vor allem in den ersten Tagen nach der Operation häufig auf und bildet sich in der Regel nach 6 bis 8 Tagen zurück.
Retraktion
Retraktion bedeutet eine Einziehung, sodass das Stoma unter Hautniveau zu liegen kommt und eine trichterförmige Einstülpung bildet. Eine Retraktion ist eine häufige Folge einer Wundheilungsstörung. Problematisch ist es diesen Fällen eine gute Stomabeutelversorgung anpassen zu können.
Dehiszenz (Stomaablösung)
Bei der Dehiszenz handelt es sich um eine Einheilungsstörung (Stomaablösung). Im schlimmsten Fall ist nicht nur eine kleine Stelle sondern das ganze Stoma davon betroffen. Gründe dafür sind ein schlechter Allgemeinzustand, eine entzündliche Erkrankung oder ein schlechter Ernährungszustand der Patienten.
Hautprobleme
Hautprobleme im Bereich des Stomas entstehen vor allem bei undichter Versorgung, schwierig zu versorgendem Stoma wegen Narben oder Hautfalten. Falsche Hautpflege oder Reinigung oder eine zu grosse Stomaöffnung, durchwelche das Stoma durch die Bauchdecke nach aussen gezogen wurde sind weitere Gründe für Hautprobleme.
Allergien
Juckreiz, Hautrötungen und eventuelle Schmerzen sind Zeichen von Allergien. Sie werden meist von den an der Versorgung beteiligten Materialien. Informieren Sie Ihren behandelnden Arzt oder Stomatherapeuten.
Vorbeugung: Allergien vorzubeugen ist schwierig. Sie können aber zum Beispiel, wenn möglich, latexfreie Produkte wählen.
Pilzerkrankung (Mykose)
Die Unterscheidung von einer Allergie ist schwierig, da Pilzerkrankungen meist mit ähnlichen Symptomen auftreten (Juckreiz, Hautrötungen und Brennen). Während eine Allergie meist auf den betroffenen Bereich begrenzt ist, tritt die Pilzerkrankung «satellitenartig gestreut» und diffus auf. Informieren Sie Ihren behandelnden Arzt oder Stomatherapeuten.
Vorbeugung: Die Stomahygiene ist das A und O. Führen Sie zudem regelmässig Versorgungswechsel durch.
Haarbalgentzündung (Follikulitis)
Häufig ist das unsachgemässe Entfernen der Haare (Rasur) Grund für eine Haarbalgentzündung. Die Hautirritation ist das Resultat des versehentlichen Ausreissens der Haare beim Versorgungswechsel. Informieren Sie Ihren behandelnden Arzt oder Stomatherapeuten.
Vorbeugung: Kümmern Sie sich um eine gute Stomahygiene und rasieren Sie sich regelmässig.
Pseudoepitheliale Hyperplasie (PEH)
Hier handelt es sich um aufgequollene Haut im Bereich des Stomas mit häufig vermehrter Granulation („Fleischwucherungen“), die sich zusätzlich infizieren können. Die Ursache ist meistens eine chronische Feuchtigkeit bei einem zu grossen Plattenausschnitt.
Parastomale Hernie
Eine parastomale Hernie ist Austritt von weiteren Dünndarmschlingen durch die Stomaöffnung in der Bauchdecke, die sich dann unter der Haut neben dem Stoma nach aussen wölbt. Die Ursache dafür ist eine Überbeanspruchung der Bauchdecke oder eine zu gross angelegte Durchtrittspforte. Heute wird bei der Anlage eines definitiven endständigen Dickdarmstoma zur Verhütung dieser bekannten Komplikation während der ersten Operation ein Kunststoffnetz zur Verstärkung der Bauchdecke von innen miteingenäht.
Prolaps
Beim Prolaps kommt es zu einer inneren Ausstülpung des Darmes durch die Stomaöffnung nach aussen. Die Gründe dafür sind wiederum eine zu gross gewählte Stomaöffnung oder eine starke Gewichtszunahme nach der Operation. In ausgeprägten Fällen muss der Prolaps mit einer erneuten Operation korrigiert werden.
Stenose
Eine Stenose ist eine Verengung im Bereich der Stomaöffnung und führt zu bleistiftdünnen Stuhlgängen, eventuell Übelkeit und Schmerzen. Manchmal lässt sich diese Stenose aufdehnen. Wenn das nicht gelingt, muss das Stoma neu angelegt werden.
Polypen
Bei Polypen handelt es sich um Schleimhautausstülpungen, die manchmal stark bluten können. Kleinere Polypen können verödet werden, grössere, welche immer wieder zu Blutungen führen, müssen operativ entfernt werden.
Druckulkus
Ein Druckulkus („Geschwür“) ist eine Druckmarke auf der Haut neben dem Stoma. Anfänglich häufig bläulich verfärbte Haut, welche dann auch aufplatzen kann. Wichtig sind hier eine sofortige Druckentlastung und eine korrekte Stomaversorgung.
Blutungen
Durch zu intensive Stoma-Reinigung und mechanische Reizung kann es zu kleineren Verletzungen der Schleimhaut kommen. Diese meist harmlosen, oberflächlichen Schleimhautblutungen können gestillt werden, indem eine mit kaltem Wasser befeuchtete Kompresse aufgelegt wird. Ist dies nicht möglich, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Bei Blutungen aus tieferen Teilen des Darms ist in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung notwendig!
Fachbeitrag von:
Prof. Dr. med. Jürg Metzger
FRCS, Schwerpunkt Viszeralchirurgie
Departementsleiter Chirurgie
Klinikleiter Allg.- und Viszeralchirurgie
Chefarzt Viszeralchirurgie
Luzerner Kantonsspital | Tumorzentrum
Spitalstrasse | 6000 Luzern 16